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Credits

Buch und Regie

Ulrike Westermann
Kamera
Pavel Schnabel
Montage
Gabriele Draeger
Silke Betscher
Ton
Jens Breith
Laurent Desmetz
Musik
Heimo Schulte
Gesang
Evelyn Gramel
Sprecher
Martin Heckmann
Claudia Scholl
Ignatius Arthoro
Produktions-/Regieassistenz
Ines Westermann
Titel
Oliver Herrmann
Dolmetscherin
Bettina Rabitz
Musikstudio
Corporate Acoustics
Sprachaufnahmen
Box


Produktion

fechnerMedia GmbH /
mediart+ film

Stärker als die Angst     D 2004
ein Film von Ulrike Westermann
 >>> zur Fernsehfassung

Prolog
Körperabdruck auf einem Acker in Lauchringen Jugendliche, fast noch Kinder, die ihr Leben riskieren, um der Perspektivlosigkeit in ihren Heimatländern zu entkommen, werden bei uns „Wirtschaftsflüchtling“ geschimpft. Der Film verleiht diesem Wort ein Gesicht und eine Geschichte und rückt den Menschen wieder in den Vordergrund. Dieser Mensch war 15 Jahre alt, kam aus Kamerun und hieß Solomon. Er sollte die ihm zugedachte Rolle in der Familie einnehmen und wollte doch nur frei und unabhängig sein. Im Fahrwerkschacht eines Flugzeuges enden seine Träume von einem anderen Leben.
Als die Maschine im Landeanflug das Fahrwerk ausklappt, stürzt Solomons Leichnam herab auf einen deutschen Acker.

Inhalt
Hier beginnt der erste Teil des Filmes. Der Junge der vom Himmel fiel, wird in dem kleinen Ort Lauchringen post mortem adoptiert, er wird feierlich bestattet und erhält einen Grabstein aus Granit, in den Afrika eingraviert und Kamerun gekennzeichnet ist. Immer wieder liegen Blumen auf seinem Grab, der Pfarrer sagt, man habe ihm ein Stück Heimat gegeben. Er denkt aber auch, dass nicht jeder im Ort begeistert gewesen wäre, wäre Solomon lebend zu ihnen gekommen. So beginnt der 1.Teil des Films mit dem letzten Kapitel aus Solomons Geschichte.

Ich nehme Euch als meine Eltern heißt der 2. Teil des Films, die französische Geschichte. Vier Monate vor seinem Tod wurde Solomon auf dem Rollfeld des Pariser Flughafen Charles de Gaulle aufgegriffen und erzählte die unglaubliche Geschichte, er sei im Fahrgestellschacht eines Flugzeuges gereist. Solomons Pflegemutter lobt ihn als einen braven Jungen, der nicht so raubeinig war wie die anderen und der Sozialfürsorger bedauert, dass Solomon eines Tages beschloss, wieder nach Kamerun zurückzukehren. Ein Brief Solomons aus dieser Zeit klingt unversöhnlich und einsam, Beerdigungsfeier in Bamenda, Kamerungegen wen er sich richtete, bleibt sein Geheimnis.

Der verlorene Sohn ist Solomon im 3. Kapitel, bei seiner Familie in Bamenda-Kamerun. Die Menschen, die mit ihm lebten, erzählen mit großer Offenheit seine Geschichte, aber auch ihre Erwartungen, Bewertungen und ihre Moral. Sie entwerfen ein widersprüchliches Bild des Jungen und wir erhalten sehr persönliche Innenansichten einer afrikanischen Familie. Diese lassen ahnen, welcher Druck auf der jungen afrikanischen Generation lastet, die einerseits die soziale Hoffnung und Perspektive der Familien ist und andererseits von einem Leben als freies Individuum nach westlichem Vorbild träumt.

Zur Form
sei ein Zitat aus der Eröffnungsrede von Andres Veiel zum 45. Leipziger Dokfestival vorangestellt:

„…in den Fernsehanstalten gibt es Verbündete, die erkannt haben, dass die Auseinandersetzung mit Wirklichkeit den eigenen Blick braucht - und die eigene künstlerische Form. Da fängt das Politische eines Films an - in der Verweigerung vorgestanzter Strukturen….“

Die kommentarfreie Erzählweise des Filmes lässt den Protagonisten Platz, ihre Sicht auf die Ereignisse und ihren Anteil an der Geschichte zu entwickeln, dem Zuschauer gibt sie Raum für eigene Begegnung. Sie ist aber auch Ausdruck des Respekts gegenüber den Menschen und ihrer Offenheit, die Erzählenden werden nicht ihres Kontextes beraubt und zu Stichwortgebern degradiert.

Ebenso wie in Europa ist es in Afrika unbeliebt, schlecht über Verstorbene zu sprechen, besonders, wenn sie der eigenen Familie angehören. Es ist Ausdruck großen Vertrauens dieser Familie gegenüber Fremden – Weißen – Europäern – der Autorin, dass sie sich so weit öffnet, dass sie bereit ist, familieninterne Krisen anzusprechen. Nach Solomons Tod wurden Schuldige gesucht, auch innerhalb der Familie. Das war und ist schmerzlich für alle Beteiligten.

Das Finden einer Wahrheit ist nicht das Anliegen der Autorin. Sie vermeidet die Konfrontation von Widersprüchen, lässt sie als Teil verschiedener Wahrheiten nebeneinander stehen. Ihre eigene Stellungnahme ist das Akzeptieren der Tatsache, dass Lüge und Selbstbetrug Teil der persönlichen Wahrheiten von Menschen sind.



Der Junge der vom Himmel fiel
Fernsehversion im Auftrag von

Radio Bremen/ arte
Redaktion: Gerhard Widmer



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