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Warum sie Blumen auf dem Tisch stehen habe, wenn sie die sowieso nicht sehen könne, wurde Frau Kaivers einmal gefragt - diese Frage wird im Film nicht gestellt, aber beantwortet - und viele andere auch. Wer nicht nur wissen möchte, wie blinde Menschen die Erbsen auf ihrem Teller finden, sondern wie sie an den Urlaubsort kommen, die Tür zum eigenen Schlafwagenabteil erkennen, den Strand finden, Postkarten schreiben oder shopping gehen, der sollte mit dem Dokumentarfilm „Freiheit in die Welt“ Frau Kaivers und ihren Mann auf eine Urlaubsreise nach Italien begleiten.
Ein Film für Blinde ?!
Einen Film über blinde Menschen zu machen, den sie selbst nachher nicht „sehen“ können, konnte ich mir nicht vorstellen. Der Film wurde daher unter besonderer Berücksichtigung der Belange von blinden Zuschauern gestaltet. Er enthält außerdem 15 Sätze Audio-Description (akustische Untertitel) - meines Wissens gibt es bisher keinen Dokumentarfilm für Blinde.
Das Zauberwort für blindengerechte Bearbeitung eines Filmes heißt Audio-Description, Bildbeschreibungen ergänzen die Informationen, die dem Ton zu entnehmen sind.
„Wenn aus Bildern Worte werden“ lautet der Titel eines Handbuches
für Filmbeschreiber - und genau da liegt eine Gefahr der Audio-Description:
die Menge an Worten droht, nichts vom Film übrigzulassen, weder für
blinde noch für sehende Zuschauer. - Sicherlich ist es auch eine Frage
des persönlichen Geschmacks, wieviel Audio-Description jemand wünscht,
so gibt es durchaus eine Reihe von blinden Zuschauern deren Priorität
es ist, alles zu erfahren, was zu sehen ist.
Audio-Description kenne ich persönlich nur aus Spielfilmen, im Dokumentarfilm ist sie mir noch nicht begegnet. Hier ergibt sich ein weiteres Problem: wenn der Film bereits Kommentar enthält (im Falle meines Filmes ein Eigenkommentar der Protagonisten), ist wenig Platz für zusätzliche Sprache.
Ich habe daher versucht, einen blindengerechten Film möglichst ohne, bzw. mit einem Minimum an Audio-Description zu schaffen. Der Schnitt orientiert sich stark an der Tonebene - Szenenwechsel werden mit Dialogen im O-Ton beschrieben („...ich guck mal, ob hier Gepäckablage ist...“ - „...ich bin unten am Wasserrand...“- „...wo du stehst liegt ein großes Brett..“ etc.) . Wo solche Beschreibungen zum Ein- und Aussteigen in und aus Szenen fehlen, wurden Einzelgeräusche in Zusammenarbeit mit einer Geräuschemacherin nachbearbeitet und in den Vordergrund gerückt. Szenen, die absolut nicht durch Geräusche zu kennzeichnen sind (z.B.: bügeln, ein Kuß, auf den Rücken malen einer Landschaftsbeschreibung) wird der Inhalt in einer Art Schlagzeile angesagt, so daß ein Einordnen eher unauffällige Töne möglich wird.
Eine direkte Übersetzung der Bilder war nicht mein Anliegen - ich habe Geräusche und Sätze in den Ton gelegt, die Anreiz zum Entwerfen von eigenen Bildern bieten sollen